Kurzgeschichte
Philipp Winkler
Und dann noch der kleine Pip von der Porter-Sippe. Der Pip immer auf seinem Buckskin gewesen.
Da haben wir uns immer drollig gemacht drüber über den. Der war so in Bos Alter, als Bo in so ’nem Alter war, wo man eigentlich runter zu den Sümpfen geht und man bis an die Beißer mit Zwille und Kiesel und Strohhalmen bewaffnet ist und man dann da unten auf Fröschejagd geht. Wir haben das, als wir noch in dem Alter waren von Bo und so und Pip, von dem ich aber nicht weiß, ob der noch in diesem Alter ist. Ist bestimmt schon älter oder gar nichts mehr. Jedenfalls mussten wir damals einfach nur zum Löschtümpel runter, da wo der alte Hobbs wohnt und schon auch immer gewohnt hat, und da haben wir, weil’s da einen Arsch voll gab, der ganze Tümpel mit denen gewimmelt, einfach nur rein, Ärmel hoch und in die Suppe grapschen und schon hast du den alten Glibbermann zwischen den Griffeln. Das haben wir so lang und so viel gemacht, dass irgendwann halt Sense war mit denen und als das soweit war,
da waren wir aber eigentlich auch schon in ’nem Alter, wo so was schon auch öde ist so langsam und man ja sowieso irgendwann merkt, wie öde das hier alles miteinander ist. Und dann fängt man an, muss man was nehmen, damit das zumindestens nicht mehr so wirkt wie es das in Echt is’. Ja und als dann die nächsten dran waren damit, also Bo und so und Pip eigentlich ja auch,
wenn der nicht die ganze Zeit von seinem Pa und alles, mit der Reitgerte und Drohungen, durch die Zahnlücke gezischt und Ausschwitzen, andauernd Ausschwitzen und unter der Außentreppe von dem ihren Haus stehen, dass ihm die vierte oder fünfte Stufe auf die Schädeldecke drückt und wehe, wehe, das ging nicht mehr und der musste unter die nächste höhere, dann kam die Reitgerte von dem seinem Pa aber ran gewischt. Das zwiebelt. Muss zwiebeln.
Also als die dann dran waren, wir denen erzählt, wie man das macht mit den Fröschen, dann gab’s unten am Löschtümpel schon keine mehr und der alte Hobbs war noch Monate stinkig auf uns, weil der konnte sich jetzt sein Happer nicht mehr direkt von vor dem seiner Tür wegholen. Aber ich wollte sagen, da gab’s dann eben keine mehr, keine Frösche, und die Kleinen mussten dann noch weiter runter ins Tal, da wo’s so richtig abbricht und rein führt in die Kacke, zu den Sümpfen, weil die das ja auch alle ausprobieren wollten, was ihnen die Älteren, also wir, da erzählt hatten und das ist aber scheiße nochmal echt kein Pappenstiel oder wie man das sagt, weil da kräucht noch mehr rum als nur Frösche.
Da hat’s auch Schlangen, die sind so giftig, da guckst dich aber um, wenn du zwei so Löcher vonnem Biss hast und das am nächsten Morgen anfängt zu eitern und dir alles anschwillt, was normal nich’ anschwellen soll. So wie bei der alleinen Liv, die immer so alleine war und desterwegen auch so heißt, weil die hat nie was gesagt und einen andauernd nur so angeguckt, als wollte die was, aber wollen tat die eigentlich nie was, glaube ich, und deswegen, weil die so alleine war, ist die dann immer runter in die Sümpfe. Na ja und da hat’s die dann erwischt. Das war ’ne Natter, haben’se gesagt. Da gab’s dann auch nichts mehr zu machen, weil komm hier erst mal raus aus unserm Kessel, also damit mein ich das Tal, wo wir hier sind, so fixe geht das nun mal nich’, das dauert mit den ganzen Serpentinen und immer irgendwo Steinschlag oder wenn’s regnet und so’n ganzer Hang abrutscht und haste nich’ geseh’n. Na ja, und die alleine Liv saß dann einfach nur alleine auf der Veranda. Wir andern hatten uns nach nebenan, weil da wohnt der Henne und bei dem hatten wir uns versteckt und die beobachtet, was wohl passiert. Und die alleine Liv sitzt nur da, sitzt erst da, und stiert einfach zurück. Die hatte schon gesehen, dass wir uns da versteckt hatten und dann wurd’s der wohl zu blöd und ist einfach los. Geht los und wir auf Abstand hinterher. Hat sich auch nicht umgedreht, also erst. Ist nur gegangen, ganz langsam wie so ein Zombie aus den Filmen, aber so ist die eh auch immer gegangen, auch schon ohne Schlangengift im Blut. Und wir folgen der so durch die Straßen und dann irgendwann bei der Tanke, da dreht die Liv sich doch mal um und starrt wieder so und wir so, was willst du, geh weiter, Mensch, und dann hat sie sich wieder umgedreht und klappt zusammen und liegt da und zuckt und ihr kommt der Schaum aus dem Mund.
Das kannt’ ich sonst nur, wenn mal ’n Köter sich mit den Wölfen oder dem Dachs oder noch was anderem aus den Wäldern eingelassen hat oder sonst was für ’nen Scheiß verzapft hat. Ja und dann bekommt der die Tollwut und dreht vollkommen am Rad.
Aber die Liv ist nicht am Rad gedreht, sowieso noch nie, immer ganz matt drauf war die, und lag dann da und zuckt und gurgelt und dann is’ irgendwann Ruhe gewesen. Lag da vor der Tanke, ganz alleine, sodass der junge Kohn, der mit dem verrückten Auge, noch fast mit seinem Pickup drüber gerollt wär, als der zum tanken kam. Kam aus seiner Dreckskarre gestürmt und schreit, Mädchen, biste blöde, was liegst’ hier rum, bis der erst gemerkt hat, was denn wirklich abging und dann is’ der wieder in seine olle Karre und an der Liv vorbei, an die Zapfsäule und erst mal getankt und rein in das Häuschen zum Berappen und da muss der wohl auch die Bullerei gerufen haben, die beiden Pissnelken,
weil wir waren’s nicht, wir haben die nicht gerufen, würden wir nie, niemals. Wir wollten lieber Baden gehen. Aber auch sonst. Alligatoren gibt’s da unten auch zuhauf, so wie mein Alter das immer gesagt hat und das heißt wohl, dass es von irgendwas so viel gibt, dass man die schon stapeln kann. Das schätz’ ich jedenfalls und schon auch lustig. So ein Stapel Alligatoren, mein’ ich. Da dachten wir uns, wo wir ja immer nur am Löschtümpel waren wegen den Fröschen, wir dachten uns, Mann, ganz schön mutig von den Kleinen, dass die runter zu den Sümpfen, um da die Glibbermänner aufzublasen. Aber das hätten wir denen natürlich nie gesagt, weil sind ja immer noch die blöden, kleinen Dödel. So wie Bo. Der nervt, ey, dass kann sich keiner vorstellen. Kleine Brüder sind doch einfach nur dumm, also so immo. Die brauch’ kein Mensch.
Aber der Pip. Das wollte ich eigentlich. Der und sein Buckskin. Also eigentlich war das ja schon rechtmäßig der Buckskin von dem seinem Pa gewesen, aber den hat der halt exklusiv für den Pip ran geschafft und die Porters, die hatten auch schon immer Pferde gehabt. Und Pip durfte dem Pferd auch ’nen Namen geben und der hat den dann den Hyperschnellen genannt, seinen Buckskin. Und war’s dann auch, das Vieh. Also hyperschnell. Wenn Pip da drauf saß mit dem knöchrigen Arsch von ihm und dem Pferd die blanken Hacken in die Flanke gehackt, da müssten sogar die Endurojungs alles aus ihren Maschinen rausholen, um da nicht gegen abzustinken.
Aber so was ist auch nie passiert, so direkt. Also schon, aber anders. Da dachten sich die Jungs, Cousin Mel war auch einer von denen,
na ja also bevor Cousin Mel aufgehört hat mit allem, mit Leben und so, sind immer durch die Gegend gerödelt auf ihren Enduros. Also die dachten sich wohl so, hey, dachten die sich, lass doch mal dem Pa Porter sein Training mit Pip bisschen versauen.
Jedenfalls sind die dann da hin gerattert und das is’ schon ein Mordsgetöse, was die Jungs da aus ihren Maschinen rausholen und da ist der Buckskin aber so total fickerig geworden und ganz Panik geschoben und geht durch und mitten rein ins Holz und Pip oben drauf am rumkrakeelen, Hilfe Hilfe, SOS und Mayday oder so, bis, ja bis der Hyperschnelle dann mit den Fesseln,
so nennt man nämlich die Knöchel oder halt das da unten am Fuß, also Huf, von ’nem Pferd, das hat mir mal einer erzählt, vielleicht war’s sogar der kleine Pip, aber nee, wahrscheinlich nich’, weil dann hätt’ ich da nich’ drauf gehört, ist ja ’n kleiner Dödel gewesen. Aber ist ja auch egal.
Auf alle Fälle ist der Buckskin im Gestrüpp hängen geblieben mit den Fesseln und geht voll auf die Matte, als ob den einer mit ’ner astreinen Clothesline abgeräumt hätte und Pip konnte man zwischen den Bäumen sehen, wie der da wie aus der Zwille geschleudert nach vorn katapultiert wurde, über den Pferdekopf. Wie so’n nasser Waschlappen is’ der da durch den Wald geschlabbert. Hatte echt verdammtes Schwein, dass der nicht gegen den nächsten Baum is’, weil dann hat sich die Sache und das Rückgrat ist hin.
So hin wie nur was hin sein kann. Aber der hatte Glück, also Schwein, wie gesagt, der Pip. Is’ ja auch nur eben das Hemd gewesen, dass er immer schon war und sein sollt’, zumindest wenn’s nach dem seinen Pa geht. Und so is’ der einfach durch die Bäume durch und hat sogar noch mehr Schwein, der kleine Arsch, und landet volle Kanüle mitten im Moos. ’ne richtig butterweiche Sahnelandung hat der hingelegt, dass der eigentlich gleich einpennen hätte können, da auf dem Moosbett.
Aber dem Pip sein Pa flippt total aus und ich stand ja auch dabei und der hat immer die alte Reitgerte mit der er immer zu Pip so, wehe,
und mehr muss der auch nich’ sagen, wenn der die Reitgerte aus der Buchse hinten holt, weil wenn der die gerade mal nich’ braucht, dann steckt die hinten bei dem in der Hose, mitten in der Kimme und guckt da so spitze raus, als wär’ er ’n scharfer Coonhound auf Hetzjagd, allzeit bereit den nächsten Waschbären spurlaut auf ’nen Baum zu jagen. Und dann zieht der die raus aus seiner Stinkekimme. Da haben wir uns immer vorgestellt, wie die müffeln muss, wenn die da tagein, tagaus drinne steckt und nach Furz und Dingelbeeren mieft.
Also, jedenfalls, der zieht die aus der alten Stinkekimme und die Augen ganz blutrot und dicke Ader auf der Stirn und fuchtelt rum und man versteht schon gar nich’ mehr, was der will, weil der so am rumwüten is’ und das war dann aber nich’ genug, weil die Endurojungs, die können über so ’ne Stinkegerte ja nur lachen mit ihren Maschinen und warten so ab, was macht der Bekloppte nu’. Und der aber, Pa Porter mein ich, der rumpelt schnell zum Haus rüber und greift unter die Verandatreppe, greift da rein und holt ’ne Doppelläufige von drunter weg und wir alle so, ja leck, als der den Lauf durchknickt und guckt ob die geladen is’ und dann kommt der wieder rangestokelt und schwingt die Doppelläufige, als wär’s ’n Basy und drückt ab und der erste Schuss geht sonst wohin, irgendwo in die Baumkronen. Äste fallen runter und dem verreißt es den Arm, weil der hat die ja mit einer Hand und schwengelt die herum und schreit, Aaahhh, ihr Beschissenen, so was in der Art, aber der hat schon auch Pakete, also fliegt ihm die Flinte nich’ mal aus der Pfote und er kriegt sie wieder zu packen und wir geben alle Fersengeld,
das sagt man so, weil das hab ich mal irgendwo gehört, wenn einer abhaut, also geben wir ordentlich Fersengeld.
Die Endurojungs lassen Staub aufwirbeln und wir zu Fuß in den Wald rein, schmeißen uns irgendwo ins Unterholz, damit uns der Bekloppte nich’ eine drüberbrennt.
Aber am Ende war’s auch gar nicht so schlimm, weil Pip, der ist ja in seinem Moosbett da gelandet, ganz weich und mjamm mjamm, so richtig zum einschläfeln, und sogar dem Hyperschnellen, dem hat das ganze nichts gemacht, nur wahrscheinlich ’nen Heidenschrecken eingejagt,
wo ich aber auch echt nicht weiß, warum man das so nennt, aber das gibt schon Leute, die so was so nennen.
Aber jedenfalls hatte das Quarter Horse, so nennt man nämlich die Rasse von dem Hyperschnellen, dass weiß ich auch von wo, der hatte sich nichts ernstes getan,
aber Pa Porter, der alte Bastard, obwohl der keiner ist, glaub’ ich jedenfalls, der war trotzdem so richtig am Wüten. Danach sind wir auch nich’ mehr da hin und hab nur von Bo gehört, dass der Alte den kleinen Pip danach noch mehr rangenommen hat, so als ob der Schuld gewesen wär’ an der ganzen Chose
und was überhaupt so ’ne Chose ist, dass weiß ich auch nicht, aber gibt wohl Leute, die so was sagen und manchmal wissen ja Leute wirklich auch, wie man Sachen nennt, also übernehm’ ich das mal so und also war das ’ne richtige Chose, das alles.
Aber, und wer weiß das schon, vielleicht hat das ganze, also dass der Pa Porter seinen Pip erst so richtig sich zur Brust genommen hat danach, was gebracht, weil der hat alles geholt, was es zu holen gab, hier bei uns in der Gegend. Also was die Pferderennen angeht und die Preisgelder, weil die haben ja jeden Tag trainiert und der kleine Pip musste der kleine Pip bleiben und unter der Treppe da außen am Haus stehen und bloß nicht wachsen, weil sonst gibt’s was mit der ollen Stinkegerte. Und das Abschwitzen, das hatte ich auch noch. Ich mein’, der war ja schon so voll das Hemd, aber das hat dem seinem Pa nich’ gereicht,
also selbst an den heißesten Scheißtagen, wo hier jeder, und alle machen hier ja eh schon nichts mehr, nicht seit die Minen dicht gemacht haben, da macht keiner mehr was. Also jeder macht hier nichts, alles und alle bleiben immer genau so von Morgens oder Mittags oder am Tag irgendwann, wenn die halt aufstehen und schleppen sich auf die Veranda mit Kanne in der Hand und dann bleibt das so bis inne Nacht rein. Aber ich wollte noch. Genau, also selbst an den heißesten Tagen, wenn hier der Wald anfängt zu kokeln oder wer im Wald ’ne Kippe hinschmeißt und dann brennt plötzlich alles,
ja selbst dann musste der Pip, wenn er nich’ gerade auf den Hyperschnellen gespannt oder geklebt wurde von seinem Alten, da musste der Lagen und Lagen und Lagen an Pullis und Hosen und ’ne Wollmütze tragen und dann wurde gerannt, was das Zeug hält und sein Alter hinterher, die Gerte am Schwingen und in der Luft schnalzen. Der war nur Haut und Knochen, der Pip. So als hätt’ einer ’nen Bettlaken über’n Haufen Zweige geschmissen und das ganze dann Pip genannt. Weil der sollt’ ja nix wiegen, wenn sein Alter ihn eingepackt und den Buckskin auf den Hänger und ab zum nächsten Derby hier in der Gegend oder auch mal weiter weg, irgendwo hinter den Hügeln. Dann waren die ganze Wochenenden weg und kamen Sonntagabends wieder und die Hosentaschen vom Alten waren überprall. Bis wieder alles versoffen war und das konnt’ ein paar Tage dauern und solange hat der den Pip mal Pip sein lassen, aber dann ging’s wieder los. Die Kohle wieder weg und der hat Pip wieder durch den Ort gejagt, das Abgeschwitze, und danach dann immer Klamotten aus, also der Pip, und mit nackten Arsch rauf auf den Hyperschnellen und dann ging’s wieder bis Sonnenuntergang die Wege rauf und runter im Galopp. Hat der immer ’n Seil genommen, der Alte vom Pip, und dem Pip so das Seil über die dürren Spindelschenkel und unterm Bauch vom Hyperschnellen und oben zusammen gebunden hat das gehört und schau sich mal einer die Schenkel von Pip an, immer den roten Striemen vom Seil, immer an der gleichen Stelle, aufgerieben bis zum Gehtnichmehr. Bis das geblutet hat. Und dann eben Handtuch zwischen Seil und Schenkel und festgebunden und Pip hält sich an dem Knoten fest und ganz flach über die Pferdeschulter gebeugt und losgepest wie der verdammte buttermilchfarbene Wind. Manchmal auch, wenn das echt nicht mehr ging und dann hat man den Pip jaulen gehört vor Schmerz, weil die Schenkel ganz entzündet, aber ’ne Pause gab’s nicht. Pustekuchen. Und dann hat sein Alter eben ’nen Eimer Leim angemischt, warm gemacht und den Pferderücken eingepinselt und Pip drauf gehockt und dann ging’s halt wieder los und er, also Pip, musst’ sich an der schwarzen Mähne vom Buckskin festhalten, dass es ihn nich’ runter bläst, so im Galopp. Und das mit dem Leim,
ich mein’, ich war ja auch schon bei ’nen paar von den Rennen, weil dann ist ja wenigstens mal was los hier und alle sind mal akku drauf und singen und tanzen, weil natürlich auch so richtig gekesselt wird und aufgetischt, so wie das früher mal immer gemacht wurde, wo hier überall Lagerfeuer gemacht wurden und dann totes, eingeriebenes Schwein drüber gehängt und alle am Schmatzen und die Bäuche reiben und so weiter und sofort.
Und, also, ich war da auch bei den Rennen und das mit dem Festleimen auf den Pferderücken, das wurd’ früher auch noch gemacht manchmal. Mit Kindern, aber auch mit Affen, so richtigen echten wie aus Afrika. Die hatte der verrückte Berger mitgebracht, weil bevor der sich hier zur Ruhe gesetzt hat, da is’ der über Land gefahren mit seiner ganzen Baggage. Die sind aber alle irgendwann verreckt, einer nach’m andern, weil gesoffen wie die Stinte. Und der Berger hatte so einen Zirkus mit Tieren und auch Freaks und so und damit hat der schon ’ne Mark gemacht, dass der diese Sachen irgendwo hin fährt, im ganzen Land, und hat dann die Leute dafür berappen lassen, dass die sich das alles anglotzen können
und auch die Frau vom Berger, die war auch eine von den Freaks, weil die hatte einen Rauschebart wie so’n Vorarbeiter in den Minen, der hing ihr runter, ganz schwarz, so wie die Nacht, hing ihr runter bis zu den Hupen. Die is’ dem Berger dann aber auch abgehauen, als sein Zirkus vor die Hunde ging, weil ihm seine Sippe vom Gesaufe wegkrepiert is’ und die is’ ihm abgehauen und man hört so, dass die wohl irgendwo paar Täler weiter auf ’ner Kirmes hockt und sich anglotzen lässt und hat da ’nen Löwenbändiger geheiratet, also einer der so wie der Alte vom Pip mit ’nem Stock fuchtelt, halt mit Löwen, und dann machen die Handstand oder legen ’nen flotten Stepptanz hin. Jedenfalls hab’ ich das so gehört, glaube ich, weil gesehen hab ich das selber noch nie, muss ich mal zugeben.
Aber der Berger. Alles, was dem dann noch über geblieben ist, waren ’ne Bande Affen mit denen der dann gehaust hat hier bei uns und die hat der dann den Leuten vom Pferderennen zur Belustigung vermietet und das hab ich gesehen und das war immer ein Riesenbuhei, wenn die Männer da die Affen auf die Pferde geleimt haben und dann auf den Pferdearsch gehauen und dann ging das aber ab und alle haben sich gekugelt vor Lachen und wir Kinder auch, weil da war ich noch in dem Alter, in dem Bo dann war und Pip und die andern Dödel.
Na ja, also der Pip.
Das wollte ich noch kurz und dann muss ich echt zusehen, dass ich noch irgendwoher was kriege.
Dem hat sein Alter doch echt verboten zu wachsen und deswegen musste der sich immer unter die Außentreppe quetschen und wehe, der passte nicht mehr unter die oder die Stufe und war schon wieder gewachsen, dann hat das aber was gesetzt. Aber ist ja schon total unfair, würd’ ich mal sagen, weil da kannste doch nix für. Wenn du wächst, dann wächst du und das hört irgendwann schon von selber auf, aber der Pa Porter, der wollte, dass Pip immer so ein Pöks bleibt, weil guck dir doch mal die Jockeys an, bei den Pferderennen. Alles lütte Gimpel miteinander sind das. Na ja, so war das. Und dann kam’s so, wie’s bestimmt kommen musste irgendwann und während sein Alter mal wieder das Preisgeld am Versaufen war, vom letzten Podiumsplatz, da hat Pip die Faxen dicke und steigt mit nacktem Arsch auf den Hyperschnellen und trabt runter in den Ort und wir gammelten gerade vor der Bar ab und da kommt der Nackedei angetrabt und wir am johlen und jubeln, weil er am Winken, als ob er der Hauptmann von wasweißichwas wäre mit auf seinem Pferd und dann fängt er an zu schreien und zu rufen und fängt alle an zu beleidigen, also niemand bestimmtes, sondern einfach so in die Gegend zu beleidigen, so, leckt mich, ihr könnt mich alle mal, ich hau ab, so was in der Art, und dann schleppen sich alle aus ihren Häusern und auch sein Alter kommt aus der Bar und macht große Augen, was sein kleiner Pip da macht und so ruft und alle beleidigt und gar nich’ reagiert auf die Schelte von seinem Alten, dass der da runterkommen soll und dass es welche mit der Gerte aus der Kimme setzt. Und dann hackt der Pip die Hacken in die Pferdeflanke und losgaloppiert und das sah ganz super aus, als ob er wirklich hier der Obermokel wär’ und ’ne Parade durch die Straßen macht. Na und dann reitet er los und das Klappern von den Hufen auf dem Asphalt und dann is’ er um die nächste Kurve und ist einfach weg. Seitdem hat den auch niemand mehr gesehen. Wer weiß.
Jedenfalls hat’s nicht lang gedauert, gerade mal ’nen halbes Jahr, dass sein Alter sich dann totgesoffen hat.
Na ja, und so war das dann mit dem alten Porter und dem Pip und seinem Hyperschnellen, dem Buckskin mit Fell aus Buttermilch.