Die kalte Luft malt Veves auf meine Haut

INFO

Für Ebenezer

„ 

Die Straße ist tot.

show original

 – Die Kioskbesitzerin

Der Mann, der immer einen Sicherheitshelm trägt und die Tauben und Wildgänse füttert, mich immer mit einem wohlgesinnten Salam aleikum begrüßt, auf das ich ebenso liebevoll antworte, bricht vor meinen Füssen betrunken zusammen.

Er spricht in Zungen von Teresa von Avila. Ich verstehe nicht viel.

Nur, dass Gott mit ihm spräche, Tag ein Tag aus.

Und nur der Spiritus, die brennenden Geister, Gottes Stimme für kurze Zeit verstummen lassen.

Er weint und sagt, der Nebel bräche ein, um ihn herum, bräche alles ein. Und er fleht mich an, ihn zu befreien von den Stimmen. Doch was soll ich tun? Ich helfe ihm auf. Er nimmt mein Gesicht in seine kalten Hände, sein heißer Atem umhüllt mich. Wir sind für wenige Momente wie zwei Bäume, deren Kronen sich treffen und ineinander gehen. Und er küsst mich auf den Mund und verschwindet.

Kalte Luft hat 

Hände.

show original

Es ist Tag.

Der Mond sieht heute besonders weich aus.

Viel mehr Wolke als Gestein.

Das helle Blau des Himmels umhüllt ihn wie der Atem einen Rachen.

Das Licht macht die Dinge klar, der Himmel ist ein feines Kleidungstück.

Der scharfe Wind greift unsere Ohren, gleitet durch unsere Jacken, streichelt unsere Haut.

Wir halten uns fest.

show original

Mein Großvater hat nicht mit mir gesprochen (SSic!). Und jetzt soll ich sprechen?

Salsa!

Ein Meer, das mehr Ebbe ist als Flut sind wir. Die Spuren, die die Wesen und Wellen hinterlassen, lesen wir uns gegenseitig vor. Selbst können wir es nicht. Wir kommen nur vor und zurück. Aber ein tiefes Wissen, so tief aus uns kommend, aus den heißen Quellen unseres Grundes, beschwört mich und flüstert dir: 

es ist richtig.

show original

Und meine Fluten sind schöne Sätze und glühende Blicke und warme Gerichte und Tänze mit dem Licht.

😊

show original

Vogelzwitschern und das Rasseln von Muschelketten in den Händen eines Mannes, der uns entgegenkommt. Er sieht aus wie mein Onkel. Diese Lesung, das muss wohl gesagt werden, verpasst ihre Möglichkeiten, sie will gar nichts. Nur paar Zeichen malen in Asche. Die Asche dann wegwehen lassen. Das prophetische Funkeln in den Augen der Vögel sehen wir nicht. Aber wir ahnen was.

Wir schließen uns einer Gruppe Ebenistaz an, die an einem Baum sich versammeln. Für ein paar Schritte nur. Eine kleine Feldstudie.

Die Sonne steht schon tief.

Unsere Führerin ist Eidetikerin, das heißt: sie sieht die Linien des Holzes bevor es gesägt wird.

Und wir streicheln über das weiche Dunkle, fast schwarz. Gravieren mit Diamentennägeln ungesagte Linien in die junge Kohle, Erde.

Die Oberfläche gehört uns! Dieses kleine Stück Holz. Wir küssen die Augen ihrer Maserung.

Die Wurzeln, der Baum, die Krone, der Himmel, den sie trägt: interessiert uns nicht.

Nur das Stück zwischen unseren Händen. Sein Geruch, seine Form, sein Atem.

Wir lieben Stücke ohne Geschichte. Die Geschichten ohne Punkt. Ohne verstecktes Stück Nagel im Inneren seines Fleisches.

Sonst entsteht viel zu viel Erinnerung und Stories, blablabla. All das verdunkelt nur den Blick.

Unsere feinen Sägeblätter würden sich nur erschrecken. Vielleicht sogar zerbrechen, nein.

Wir wollen 

smoothe Stücke EBENHolz. splitterfreie Stücke Glück.

show original

Und wir schlürfen den Saft, der abfließt bei der Arbeit an den Stücken. Und merken die Kraft in den Haarwurzeln und die Wärme des neugewachsenen Knorpels in den Gelenken sofort.

Oh, mein Gott. Diese schönen Stücke Holz.

Wir formen einen Stein, wir formen ein Gebirge aus Holz. Und formen den Geist, den der Berg umgibt.

Und dann geschmückt mit Initialen aus geschnitzten Wellen und Klippen und authentischen Gefühlen, wird das Stück ganz für sich alleine etwas Neues, etwas, das uns entwischt, das uns sagt:

Wir hören nichts. Das Geflüster der Stimmen, die aus den Poren des Stückes triefen, wir riechen sie und der Geruch ist Gestank. Der Gestank macht uns Angst. Es riecht nach Mensch. Nach Schweiß. Nicht schön.

Wir haben auch viel zu viel getrunken schon. Uns wird ganz schlecht von unserem Schwindel.

Und die Blicke erst (das Holz schaut uns an!): sie töten uns fast. Wir laufen schnell weg.

Und dann fangen wir an ein neues Stück Holz. Ein neues Stück unberührten Glückes.

Und so liegen auf dem Pfad zu den Himmelssteinen all diese Artefakte. Und gammeln. Und werden Kohle, Erde bald.

Okay.

Wir müssen später noch einkaufen! 

Brot, Butter, Kartoffeln, Zwiebeln, Okra, Gulasch, Wein, Zahnpasta, Spülmittel, Rosen

show original

So viel Müll in meinem Kopf. Es ist krass.

So spucke ich also Speichel auf Asphalt. Der Regen kommt, spült meine Spucke weg.

Ihm verschreibe ich mich (mit jeder Geste, mit jedem Wort): dem Regen, amk.

Feuer im Regen. Das Bild überhaupt, oder?

Feuer im Regen.

Diesen kleinen Mund zu küssen.

Und der scharfe Wind greift unsere Ohren, gleitet durch unsere Jacken, streichelt unsere Haut mit kalter Hand. Ja, wir genießen die Luft und ihr Beißen auf unsere Lippen.

Ich schäle Kartoffeln.

show original

Der Wunsch nach ordinären Wahrheiten ist ungebrochen da.

show original

Wir verteilen Schellen im Geiste. Ich trainiere meine Oberarme für was? Du bist im öffentlichen Dienst. Sie bringt ihren Sohn zum Lachen. Er läuft rum mit Zahnstocher. Usw.

show original

Und, Bruder, für einen Menschen, der glaubt, dass die schönste Poesie nicht geschrieben werden kann, sondern nur erlebt, schreibst du viel zu viel.

show original

Das Brennen der nur leicht geöffneten Fingerkuppel beim Schneiden einer Zwiebel.

show original

Hm.

 

Anhang:

SALSAS LOA

Der Schuss kam von hinten. Es war ein stiller Schuss. Die Kugel traf ihre Haut zwischen dem sechsten + siebten Brustwirbel, durchflog den rechten Vorhof ihres Herzens + das Brustbein. Mit ununterbrochener Geschwindigkeit flog die Kugel weiter bis sie den ältesten Baum des Parks traf: Ein kleines heißes Loch in der dicken Rinde einer deutschen Eiche.

Sie drehte sich um und sah nichts. Es war ein ruhiger Ort, der Park, so früh am Morgen. Zu hören nur das Rauschen der Blätter, das Zwitschern der Vögel + die Musik aus ihren Kopfhörern, die um ihren Hals hingen.

Die WAV. Datei hieß 

„Sorgenfrei – Google Translate Version“.

show original

Eine nicht ernst gemeinte Interpretation des Mick Jenkins Songs „Carefree“, begleitet von ihr an der Gitarre. Ihre Freundin sang, tipsy:

„Wir hatten keine Drogen

Wir hatten keine Getränke

Wir hatten keine Stimmung

Ich muss mich nicht verstecken

Ich bin bei der Truppe

Lass mich nicht kotzen.

Sie an meiner Seite

Wir bonafide,

Wirst du reiten oder sterben?“

Ihre Stimme rau und lebend. Die Worte echt. Es war das, was die schönste deutsche Folklore hätte sein können. Sie hatte ihrer Freundin gesagt, ihre Stimme weinrot: „Die nächste Vicky Leandros wird eine schwarze Frau sein.“ + ihre Freundin sagte: 

„Wollen wir das denn?“

show original

Boom. Pow.

Sie kniete sich hin. Aus der Hüfttasche ihrer Tights holte sie eine Packung Zigaretten + ein Feuerzeug. Sie zündete die Zigarette mit ihrer linken Hand an + mit ihrer rechten fing sie an, in den Kiesweg das Veve Ogouns zu zeichnen, so wie es ihr René Depestre beigebracht hatte.

Die Bäume schauten ihr zu.

Nachdem das Veve so detailliert wie möglich gezeichnet worden + die Zigarette halb aufgeraucht war, drückte sie diese mittig in dem Loa-Symbol aus + wischte es weg.

Sie legte sich hin + 

starb.

show original

Ein Schäferhund kam. Es war Ogoun. Er schaute die Bäume an wie ein General in sein Heer. Die Bäume waren seine Soldaten + gehorchten. Der Hund bellte wie ein Donner.

Die Äste verflochten sich, der Himmel verschwand. Die Stämme brachen aus der Erde, das Wurzeldelta kam zum Vorschein. Alles erhob sich. Der Park schwebte. Der Wind war atmosphärisch. Es roch nach verbrannten Bohnen.

Geplant + gebaut wurde der Kusch-Park ab 1901 von Wilhelm Kusch. Kusch war 1876 in Ostpreußen geboren + kam 1899 als Lehrer + Rektor an verschiedenen Schulen in die Stadt. Naturschutz, Wandern + Jugendarbeit waren seine Arbeitsbereiche. Schon vor dem 1. Weltkrieg geplant, realisierte er ab 1920 das Wander- + Wegenetz der Landschaft. Kusch war 1919 Mitbegründer der SGV-Bezirksvertretung, zunächst 2. Vorsitzender, später Wander- + Wegewart im Deutschen Jugendherbergswerk, Mitglied mehrerer Zweigauschüsse + Leiter der DJH-Ortsgruppe. 1923 gab Kusch seinen Kusch-Wanderführer heraus. 1932 heiratete Kusch in dritter Ehe Lisa Wegener. 1946 wurde ihr fünftes + letztes Kind geboren. Kusch erhielt 1951 das Bundesverdienstkreuz + im selben Jahr das Goldene Ehrenzeichen des Verband Deutscher Gebirgs- + Wandervereine. Kusch starb 1968 im Alter von 91 Jahren.

+ trotzdem mochte sie den Park sehr.

Sie stand auf. Sie fühlte sich schwach. Es war der Tod in ihr. Der Schäferhund (Ogoun) war verschwunden, so auch der Wind. Eine Sonne tauchte auf + tauchte alles was sie sah langsam warmhell. Es waren die weißen NIKE Airmax Plus III, die das Licht als erstes erreichte. Sie leuchteten auf, + dann langsam der ganze Rest des Loas. Es war Homi Selvon, der Ex-Freund einer Freundin, der einfach so gestorben war, vor einiger Zeit, viel zu jung. Homi war ein lieber Mensch gewesen, der immer überall dabei war, immer gut drauf. Er hatte Kurzfilme gedreht + Kurzgeschichten geschrieben, die ihr gefielen. Eine Geschichte besonders.

Sie hieß 

Laptop

Dachboden

etc.

Er hatte sie über mehrere Tage auf seinem Twitter-Account whatuphomi00 getweetet (er liebte Twitter viel zu sehr). Wir fallen in die weiße, vollgetaggte Gummizelle, ein Stück vom VV VV VV, ein Raum im Internet und lesen Homis Geschichte, in aller Ruhe, denn wir haben alle Zeit der Welt:

Der Dachboden der verlassenen Doppelhaushälfte verstaubt, sortiert. Er wirkt trotz der Fülle an Dingen in der Halbdunkelheit unverhältnismäßig leer, aufgrund der Nicht-Bedeutung der Dinge. Die Dinge scheinen sich an die Dunkelheit angepasst zu haben.

show original

251 Zeichen

Es sind Schattendinge, die sich mehr ihrer Auflösung widmen, als ihrer Existenz. Die Ausnahme ist der große Kühlschrank, der zentral am hinteren Ende des Dachbodens steht, wie ein Torwärter zu einer anderen Welt.

show original

213 Zeichen

Als der Mann auf den Schrank zuschreitet, denkt er etwas Falsches zu tun, trotz Ausweises und beruflichen Status. Es hängt mit der Krise seines Seins zusammen. Es muss nicht erwähnt werden, dass er sich den Schattendingen dieses Raumes sehr verbunden fühlt.

show original

258 Zeichen

Erwähnenswert dennoch, weil: Es ist ein Gefühl, das ihn seit einiger Zeit immer wieder überkommt: das Gefühl einer ihm vorher unbekannten Empathie dem Schwachen und Nicht-Gesehenen gegenüber.

show original

192 Zeichen

Der Kühlschrank ist leer. Einige Momente betrachtet der Mann die Dunkelheit des Kühlschranks. Der Mann hat bewusst seine Taschenlampe in seiner Gürteltasche stecken lassen. Der Gang auf den Dachboden ist inszeniert als ein kleines Abenteuer.

show original

242 Zeichen

Die Kolleginnen und Kollegen im Erdgeschoss brauchen seine Anwesenheit derzeit nicht, davon geht er aus.

show original

105 Zeichen

Jetzt sucht der Mann nach einer Steckdose. Er findet sie bei der Dachbodenluke. Auch findet er eine Kabeltrommel. Er schließt das Gerät an und das Licht des Kühlschranks erhellt den Dachboden. Der Mann betrachtet seine Schatten, wie sie auf die Dinge fallen.

show original

259 Zeichen

Neben den Umzugskartons eines insolventen Möbelhauses, die dicht an der Luke bis zur Deckenschräge hin gestapelt sind, liegen einige Reisetaschen, manche gefüllt, manche leer, ein kaputter Wäscheständer, ein Lattenrost, Farbeimer, Spirits etc…

show original

244 Zeichen

Und dann auf einem Baumstumpf, der aus dem Boden gewachsen war, ein Laptop. Der Mann betrachtet das Gerät und geht dann auf es zu. Stand das Gerät schon die ganze Zeit da? Der Mann denkt: Schatten spielen ihr eigenes Spiel, ohne zu wissen, was er damit meint.

show original

260 Zeichen

Das Licht des Kühlschranks erlischt. Und der Laptop leuchtet auf, dann Stille, dann ein leises Surren, eine kleine Explosion in dem Kopf des Mannes. Der Laptop ist so alt wie der Mann, und doch arbeitet er mit einer Geschwindigkeit, die dem Mann neu ist.

show original

255 Zeichen

Der Laptop berechnet etwas. Zahlenkombinationen fahren über den Bildschirm, mehrere Fenster öffnen sich und schließen sich wieder. Der Zeiger der Maus fährt über den Screen, klickt auf Icons und die Tasten beginnen sich zu bewegen. Tippen auf dem Dachboden.

show original

258 Zeichen

Der Mann atmet und schaut zu. Und dann ein kleiner heller Punkt am oberen Plastikrand des Geräts. Die Webcam ist angesprungen und der Screen zeigt die Silhouette des Mannes. Dunkle Pixel. Der Mann beugt sich vor und schaut sein dunkles Gesicht an.

show original

248 Zeichen

Der Screen ahmt ihn nach. Und der Laptop spricht: „Wer bist du?“ Und der Mann antwortet: „Ich bin ich.“ Und der Laptop spricht: „Und was ist dieses Ich?“ Und der Mann antwortet: „Ich weiß es nicht.“

show original

198 Zeichen

Das kleine Licht der Kamera erlischt und das Leben des Mannes zieht an ihm vorbei. Und der Mann streicht liebevoll über den Screen und bewegte Bilder einer natürlichen Gestalt erscheinen. Und ein heller Punkt leuchtet auf, auf der Stirn des Mannes.

show original

249 Zeichen

Und der Mann ist irritiert und betrachtet sich selbst. Und als dann der Screen erblaut, Error anzeigt, hört er die Stimmen seiner Kinder, die nach ihm rufen. Und er lässt seinen Penis los und klappt den Laptop zu.

show original

245 Zeichen

Das Kühlschranklicht erhellt den Raum abermals und der Mann nimmt den Stecker raus. Jetzt erinnert er sich: Er ist Polizist, der von der Arbeit kommt.

show original

151 Zeichen

Und der Mann fällt die Dachbodentreppen hinab in die Hände seiner Familie. Dies alles geschieht jetzt gerade.

show original

110 Zeichen

Wow! 4196 Zeichen. Nike 4196: Homis Brillenmodell, das kaputt ging, als der Schlag kam.

Sie wünschte, sie hätte mehr mit ihm geredet. Mehr mit ihm gelacht.

Homi Selvon stand nun vor ihr. Er war ein schöner Loa geworden. Die schwarze NIKE Hoxton Jogginghose schimmerte.

Seine Diamanten-Ohrringe waren eiskalt. Das weiße T-Shirt fresh. Sein Style war atemberaubend. Seine braune Haut aus einem Guss.

„Ich habe dich erschossen, weil ich mit dir über dein letztes Gedicht sprechen möchte: Poesie 2020.“

„Ok?! Welches?“

„Babyhairgenick“

„Mir gefiel es sehr. Und Ogoun auch.“

„Du sprichst mit ihm?“

„Ja, man. Seitdem ich klein bin. Meine Großmutter war eng mit ihm. Mehr aber noch mit Oshun. Sie ist es auch, die mich hierhergeholt hat.“

„Nice. Das Freut mich sehr. Loa Life.“

„Trage mir das Gedicht vor.“

„Ich kann meine Gedichte nicht auswendig.“

„Doch. Hier kannst du es.“

„Ay.“

BABY

HAIR

GENICK

IMMER DA SEIN WO ICH SEIN WILL WILL WILL

show original

CHILL CHILL CHILL

show original

DAS ECHO MEINER SEELE SEELE SEELE

show original

IMMER TIEFER ALS DER BLICK BLICK BLICK

show original

ERHELLT DURCH DEINE KÜSSE KÜSSE KÜSSE

show original

IN MEIN VERSPANNTES BABYHAIRGENICK

show original

Homi spielte mit einer Raupe. Er ließ sie zwischen seinen Finger krabbeln. Vor ihren Augen verpuppte sich die Raupe im Zeitraffer, ein Schmetterling schlüpfte aus dem Kokon, flog einige Momente + zerfiel dann im Flug zu Asche. Ihr war das Bild etwas zu platt. Aber anscheinend, dachte sie dann, war es wirklich so.

„Nice“

show original

, sagt Homi. 

„Ich danke dir.“

show original

Er atmete tief ein. Sein Geist erfüllte nun die ganze Szenerie.

„Baby, wir sind alles Menschen, die gar nicht hier sein sollten. Und es sind Zeiten, in denen mehr und mehr Leute checken, dass sie falsch sind, da wo sie sind. Und in diesen Zeiten werden Gs wie du und ich zu Wortführern erklärt. Die Marginal Women and Men. Eine Ökonomische und kulturelle Notwendigkeit. Aber bitte Salsa, lass es nicht zu. Schütze dich. Der Abfuck ist zu groß, das Opfer auch.“

Ein engagierter Geist, dachte sie.

Sie griff nach ihren Zigaretten + wollte etwas fragen.

Doch Homi hatte schon seine Pistole gezogen.

Ein kurzer starker Druck auf ihre Trommelfelle.

Sie brach zusammen.

Sie öffnete die Augen.

Die Stämme standen still + gerade. Der Park rührte sich nicht.

Es lief immer noch Musik. Das Ende von Willie Rosales „Nicolas“ + dann der Beginn von Hermanos Lebrons „La Agonia“.

Sie stand auf, rieb den Kies von ihrer Haut + ihren Klamotten.

Sie ging zu der Eiche. Aus dem Loch, das die Kugel hinterlassen hatte, spross der Zweig einer Ölpalme.

Zwischen den Wipfeln der Nachthimmel. Eine Wolke verdeckte einen Stern. Der große Wagen war eine Suppenkelle geworden. Salsa dachte: Schöpfen aus der Ursuppe. Sippen von der Welt. Sie stützte sich an der Eiche ab + stretchte sich.

Und ihr Blick nach innen sah Dinge voller Kraft und Schönheit. 

Ja.

show original

1

Ich persönlich denke, dass die Schäden des KO-LO-NIA-LIS-MUS so verheerend sind, dass wir seine tiefgreifenden Konsequenzen in Gegenwart und Zukunft nicht mal ahnen. Und jede Politik auf europäischem Boden ist für mich nur I MA GO o.

2

Orí, eine gute Freundin, sieht die Umbenennung von Straßenschildern und Plätzen sehr kritisch. Sie sagt: “Ich liebe May Ayim, aber ich lasse doch lieber Autos in Straßen brennen, die nach alten Kolonialherren benannt sind, statt nach Ladies, die ich liebe.“ Sie sagt, es ginge nicht um RE PRÄ SEN TA TION, sondern um „eiskalten MA TER I A LIS MUS“. Was bringt einem schon ein starker Hammer, dessen Schaft glüht?

3

So wie Salsa in der Kurzgeschichte Salsas Loa im Anhang.

4

Hoxton: Ein Stadtteil in East London, wo das Filmstudio Gainsborough Pictures seinen Sitz hatte, das Filmstudio in dem Alfred Hitchcock seine Karriere begann, Homis Idol. Homis Leben war ein Statement gewesen. Er hätte noch viele schöne Filme gemacht. Rest in Paradise, Baby.